Ehemalige Mitarbeiter & AI-Experten warnen in offenem Brief vor OpenAI Umstrukturierung

Screenshot der Website des öffentlichen Schreibens "Not for Private Gain"

Das Wichtigste in Kürze

  • Offener Brief auf notforprivategain.org fordert US-Generalstaatsanwälte auf, OpenAIs geplante Umwandlung in For-Profit Gesellschaft zu unterbinden.
  • Mehr als 30 renommierte Unterzeichner, darunter Geoffrey Hinton, Joseph Stiglitz und neun Ex-OpenAI-Mitarbeiter.
  • Autoren warnen, dass durch Wegfall unabhängiger Vorstände und Gewinndeckel die Mission einer gemeinnützlichen AGI verloren ginge.
  • Laut Reuters hängt ca. die Hälfte von OpenAIs kürzlicher 40 Mrd. US-Dollar Finanzierung von einer erfolgreichen Umstrukturierung ab.

Über einen offenen Brief auf notforprivategain.org werden die Generalstaatsanwälte von Delaware und Kalifornien dazu aufgefordert, die geplante Umwandlung von OpenAI in eine For-Profit Organisation zu verhindern.

Unterzeichnet wurde der Brief von bekannten Persönlichkeiten aus der KI-Szene, u.a. den Nobelpreisträgern Geoffrey Hinton und Joseph Stiglitz, aber auch renommierten Rechtswissenschaftlern und ehemaligen OpenAI-Beschäftigten.

Die Autoren argumentieren, dass durch eine Restrukturierung der Organisation bestimmte Governance-Mechanismen umgangen werden, was zukünftig dazu führen würde, dass die Interessen der OpenAI Investoren über dem Gemeinwohl stünden. Ein "For-Profit OpenAI" könnte laut den Autoren den Auftrag von OpenAI, eine allgemein zugänglichen AGI zu entwickeln, ernsthaft gefährden.

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Argumentation auf 37 Seiten juristischem Memorandum

Der am 25.04.2025 veröffentlichte Text ist ein juristisch begründetes Memorandum samt offenem Brief. Darin wird erklärt, wie OpenAI ursprünglich als gemeinnützige Organisation gegründet wurde und per Satzung verpflichtet sei, jede Form von einer AGI ausschließlich für das öffentliche Interesse und Gemeinwohl zu entwickeln.

Über die aktuell unterliegende Non-Profit Struktur unterliegt OpenAI nämlich Auflagen wie einklagbaren Treuepflichten, Gewinnobergrenzen und einem unabhängigen Vorstand.

All diese Schutzmechanismen würden durch die von Sam Altman angestrebte Umwandlung in eine "Public-Benefit-Corporation (PBC)" stark entschärft oder gar umgangen werden.

Auch wenn der Brief öffentlich verfügbar ist, richtet er sich explizit an die zuständigen US-Aufsichtsbehörden. Denn diese sollen bis Jahresende darüber entscheiden, ob die Transaktion genehmigt wird oder nicht.

Nobelpreisträger und Industrie-Experten unterstützen den Aufruf

Foto von Geoffrey Hinton bei der Nobelpreisvergabe im Jahr 2024
Jennifer 8. Lee, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die über 30 Autoren des Schreibens lassen sich in 4 Gruppen einordnen:

  1. Ehemalige OpenAI-Mitarbeiter: Mehrere ehemalige Mitarbeiter von OpenAI verleihen den Vorwürfen mit ihren Insider-Perspektiven Glaubwürdigkeit. Sie kennen die internen Prozesse und ursprüngliche Zusagen und haben mitbekommen, wie davon im Laufe der Zeit abgewichen wurde.
  2. Nobelpreisträger & KI-Pioniere: Neben Nobelpreisträgern Geoffrey Hinton und Joseph Stiglitz befinden sich auch viele der frühen KI-Forscher und Industriegrößen von Unternehmen wie HuggingFace unter den Unterzeichnern des Briefs.
  3. Renommierte Rechtswissenschaftler: Anwälte aus verschiedenen Fachbereichen betonen, dass eine Restrukturierung von OpenAI gegen das US-Stiftungs- und Trustrecht verstoßen könnte und eine Prüfung deswegen unabdingbar sei.
  4. Zivigesellschaftliche Organisationen: Gruppen, wie das Center for Humane Technology, weisen über den Brief auf potenzielle gesellschaftliche und Datenschutz-Folgen hin.

Auswirkungen des Schreibens auf OpenAI noch nicht abschätzbar

OpenAI hat bereits eine Finanzierungszusage der Softbank in Höhe von bis zu 40 Mrd. US-Dollar erhalten. Allerdings ist etwa die Hälfte dieser Summe an eine erfolgreiche Umwandlung in eine For-Profit Gesellschaft bis Jahresende geknüpft.

Für das bereits stark finanzierte Unternehmen OpenAI bedeutet dies, dass eine gescheiterte Umstrukturierung zu einer großen Finanzierungslücke führen könnte.

Parallel zu einer möglichen Untersuchung seitens der Adressaten des Schreibens läuft bereits eine Klage von Elon Musk, der als Konkurrent von OpenAI bereits auf ähnlicher Grundlge mit dem Unternehmen streitet.

Sollte eine weitere Finanzierung von OpenAI ins Stocken geraten, könnte dies die Entwicklung von Nachfolger-Modellen für aktuelle State-of-the-Art LLMs wie OpenAI-o3 verlangsamen.

Auf der anderen Seite könnte eine genehmigte PBC-Struktur den Wettlauf um das erste AGI-System weiter beschleunigen. Konkurrenten wie Google DeepMind, xAI und Anthropic investieren weiter Milliarden, um neue Intelligenzniveaus von Künstlicher Intelligenz zu erreichen.

Christian Musanke

Christian Musanke

Gründer

Christian begeistert sich für Machine Learning und testet mit Leidenschaft die neuesten AI-Tools.